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Weniger Jobs, neue Anforderungen: So verändert sich die Automobilindustrie
09.12.2025 | 2 Links | 4 Bilder
Die deutsche Automobilindustrie steht unter Druck. Angetrieben durch Digitalisierung, Nachhaltigkeit und den Umstieg auf E-Mobilität verändert sich das Geschäftsmodell der Branche. Traditionelle Autobauer müssen sich zu Tech- und Mobilitätsunternehmen wandeln. Damit verändern sich auch die Anforderungen an die Beschäftigten der Auto-Industrie.
Gütersloh, 09.12.2025. Die Transformation in der Automobilindustrie hat Spuren hinterlassen. Seit 2022 ist die Zahl der ausgeschriebenen Stellen in der Produktion um 28 Prozent gesunken, und damit deutlich stärker als im Branchendurchschnitt. Das zeigt die Analyse von 1,6 Millionen Online-Stellenausschreibungen der Jahre 2019 bis 2024 mit den Daten des Jobmonitors der Bertelsmann Stiftung. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) geht davon aus, dass bis 2035 rund 140.000 Stellen abgebaut werden und damit jeder fünfte Job verloren geht.
Die Entwicklung ist dabei durchaus nicht einheitlich, wie der Blick auf die Regionen Hannover, München und Brandenburg zeigt. Was die Regionen in der aktuellen Krise jedoch vereint, ist der negative Trend in den Stellenausschreibungen in fast allen automobilen Produktionsberufen. Während in der Region Hannover „nur“ zehn von 13 der betrachteten Berufe rückläufig sind, sind es in München und Brandenburg alle relevanten Berufe. Bundesweit besonders betroffen sind die Bereiche IT sowie Forschung und Entwicklung. Die Stellenanzeigen für Expert:innen in der Informatik nahmen in nur einem Jahr (2023-2024) um die Hälfte (49,8 Prozent) ab. Ein Minus von jeweils rund 40 Prozent verzeichnen im gleichen Zeitraum auch die Spezialist:innen für Medieninformatik, die Spezialist:innen für Datenbankentwicklung und -administration sowie die Expert:innen in der technischen Forschung und Entwicklung. „Die Zurückhaltung bei der Rekrutierung ist aufgrund der Krise nicht überraschend. Wenn aber gerade die Zukunftsberufe in Forschung & Entwicklung sowie IT bei den Online-Stellenanzeigen einbrechen, darf die Frage gestellt werden, ob dies die Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit schwächt.“ sagt Hauke Janson, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung. „Denn wer jetzt in E-Mobilität, Digitalisierung, Cybersicherheit und den Übergang zu Industrie 4.0 investiert, verbessert seine Chance, auch zukünftig eine starke Position im Markt zu behalten.“
Neue Kompetenzen in der Transformation gefragt
Die Erkenntnis, dass sich die Kompetenzanforderungen verändern, ist bei den Arbeitgebern angekommen. Das zeigen auch die Online-Stellenanzeigen für 13 der zukunftsrelevanten Jobs. Hier haben sich die Anforderungen deutlich verändert. Bei den IT-Expert:innen am stärksten nachgefragt waren Kompetenzen in den Bereichen Software Engineering, gefolgt von Künstlicher Intelligenz, Analytics, Cloud-Entwicklung und Cloud-Datenmanagement. Steigerungen gibt es vor allem bei spezifischen Softwarelösungen, die für die Anwendung und Entwicklung von KI-Modellen relevant sind. IT-Expert:innen brauchen heute ein tieferes Verständnis von Cloud-Technologien und Künstlicher Intelligenz. Der Bedarf an datenintensiven Echtzeitanwendungen steigt. Dies hängt insbesondere mit autonomem Fahren, vernetzter Fahrzeugkommunikation und vorausschauender Wartung zusammen.
Die Fachkräfte für Kraftfahrzeugtechnik waren im Analysezeitraum der meistgesuchte Beruf in der Automobilproduktion. Mitarbeiter:innen in dem Bereich sollen vor allem Warten, Reparieren und Instandsetzen. Heute brauchen die Fachkräfte dafür aber veränderte Kompetenzen. Am stärksten gestiegen ist die Nachfrage nach Kompetenzen im Bereich von Antriebstechnik und Diagnoseinstrumenten.
Auch Fachkräfte für Automatisierungstechnik werden vor allem für Wartung, Reparatur und Instandsetzung eingesetzt. Besonders stark zugelegt haben spezifische Kompetenzen wie das „SPS-Programmieren“ und „Informationssicherheit“. Dies liegt an der Verstärkung von Digitalisierung und Vernetzung von Prozessen.
„Um die multiplen Herausforderungen der Gegenwart und die ökologisch-digitale Transformation bewältigen zu können, muss die deutsche Autoindustrie die dafür notwendigen Kompetenzen zukünftig weiter aufbauen“, sagt Gunvald Herdin, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung. „Dafür braucht es regionale und berufsspezifische Strategien. Sie müssen – und können auch nur – gemeinsam von lokalen Akteuren entwickelt werden.“
Automobilbranche braucht Bündnisse für die Entwicklung von Übergangspfaden
Die Unternehmen der Automobil- und Zuliefererindustrie brauchen dafür Partner in der Arbeitsförderung, der beruflichen Aus- und Weiterbildung, der Kommunalpolitik und -verwaltung, der Wirtschaftsförderung, den Wirtschaftsverbänden, den Gewerkschaften oder auch in der Forschung. Derartige Bündnisse sind z. B. Grundlage für regionale Transformationsnetzwerke, die Betriebe und Beschäftigte in der Automobilindustrie bei ihren Transformationsprozessen unterstützen. Dabei geht es um die Entwicklung von Übergangspfaden zwischen „alten“ und „neuen“ Berufen bzw. Tätigkeitsfeldern. Übergangspfade helfen auch Beschäftigten, deren Job durch die Transformation ersatzlos wegfällt, zukunftssichere Berufe zu finden, die an vorhandene Kompetenzen anknüpfen. Voraussetzung sind passende Qualifizierungsangebote wie z.B. modulare Teilqualifizierungen.
Zusatzinformationen: Die betrachteten Regionen sind Teil des von der Landeshauptstadt München und der Region Hannover geförderten Modellprojekts „Jobmonitor vor Ort – Transformationsradar“, welches regionale Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt erfassen soll. In dem Projekt sollen aktuelle Fachkräftebedarfe und Kompetenzanforderungen der regionalen Unternehmen identifiziert werden – jeweils nach Berufen und Branchen sowie auch im überregionalen Vergleich. Hieraus sollen Ableitungen von Handlungsempfehlungen und Initiierung von Maßnahmen und Projekten für Unternehmen und regionale Arbeitsmarkt-Stakeholder resultieren (vgl. Modellprojekt Jobmonitor vor Ort - Transformationsradar).
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