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4-Tage-Woche: Chance für Einstieg in flexible Arbeitszeitmodelle
06.11.2025 | 1 Link | 1 Bild
Die Debatte über eine 4-Tage-Woche schlägt seit Jahren hohe Wellen. Im Spannungsfeld zwischen Fachkräftemangel und steigenden Erwartungen an eine bessere Work-Life-Balance bieten Arbeitgeber das Modell jedoch kaum an: Nur 0,12 Prozent der Stellenanzeigen werben mit dem Angebot einer 4-Tage-Woche – das sind lediglich 8.653 Jobangebote im Jahr 2024, kaum mehr als in den Vorjahren. Höher ist der Anteil in Berufen mit ausgeprägtem Fachkräftemangel. Das zeigt die Analyse von Online-Stellenanzeigen mit Daten des Jobmonitors der Bertelsmann Stiftung. Mit den Plänen der Bundesregierung für eine wöchentliche Höchstarbeitszeit nimmt die Debatte erneut Fahrt auf.
Gütersloh, 06 November 2025. Während das 4-Tage-Modell mit einer verdichteten Arbeitszeit von 40 Stunden auf vier Tage weitgehend akzeptiert ist, bleibt die Variante mit einer verkürzten Wochenarbeitszeit auf bis zu 32 Wochenstunden umstritten: Kritiker:innen befürchten, dass die gesamtwirtschaftliche Leistungsfähigkeit leiden könnte. Befürworter:innen argumentieren, die 4-Tage-Woche sei ein wirksamer Hebel, um Erwerbsarbeit attraktiver zu machen. Die Zahlen des Jobmonitors zeigen dagegen: Die Debatte dreht sich um einen Scheinriesen. Nur in einer von 1.000 Stellenanzeigen wird die 4-Tage-Woche im Jahr 2024 tatsächlich angeboten. Als verkürzte Vollzeit kommt sie sogar nur in einer von 20.000 Stellen vor. Zudem ist das Angebot der 4-Tage-Woche seit 2019 kaum gestiegen.
Die 4-Tage-Woche macht Jobs mit wenig Möglichkeiten für flexibles Arbeiten attraktiver
Die Option, nur vier Tage pro Woche zu arbeiten, bieten Arbeitgeber:innen vor allem in Berufen an, in denen andere Möglichkeiten für flexibles Arbeiten eingeschränkt sind. Zum Beispiel taucht die 4-Tage-Woche in männerdominierten Fachkraftberufen wie dem Innenausbau (0,4 Prozent), der Kunststoff- und Holzverarbeitung (0,33 Prozent) oder der Gebäudetechnik (0,32 Prozent) überdurchschnittlich oft in Stellenanzeigen auf.
Auch in sogenannten Engpassberufen wird das Modell fast drei Mal so oft beworben wie in Berufen ohne Fachkräftemangel. Deutlich wird das etwa in den Berufen der medizinischen Gesundheitsversorgung, einem eher frauendominierten Bereich. Hier wird das Modell in 0,27 Prozent der Anzeigen genannt. Laut repräsentativen Umfragen setzen zudem nur rund vier Prozent der Unternehmen die 4-Tage-Woche um. „Die insgesamt niedrigen Zahlen legen nahe: Die 4-Tage-Woche ist weit davon entfernt, ein flächendeckendes Arbeitszeitmodell zu sein. Sie ist vielmehr eine Möglichkeit, um schwer zu besetzende Stellen attraktiver zu machen beziehungsweise qualifiziertes Personal zu binden. Gerade in Berufen mit festen Abläufen und hoher körperlicher Belastung kann die 4-Tage-Woche die Work-Life-Balance verbessern, da das längere Wochenende mehr Erholung schafft“, sagt Larissa Klemme, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann Stiftung.
Im Kampf gegen den Fachkräftemangel braucht es eine Vielzahl flexibler Arbeitszeitmodelle
Die 4-Tage-Woche ist ein Mosaikstein im Streben nach einer stärkeren Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Die Bundesregierung plant aktuell eine wöchentliche Höchstarbeitszeit von 48 Stunden, statt einer täglichen Höchstarbeitszeit von acht bis maximal zehn Stunden einzuführen. Tarifparteien sollten Modelle mit mehr individueller Wahlfreiheit bei Arbeitszeitumfang und -lage vereinbaren, ohne starre Vorgaben für alle Betriebe. „Die EU hat mit ihrer Richtlinie dieser Reform den Weg geebnet, um Arbeitszeiten flexibler zu gestalten“, sagt Daniela Schwarzer, Vorständin der Bertelsmann Stiftung. „Dies erleichtert zugleich die Umsetzung der 4-Tage-Woche mit verdichteter Arbeitszeit. Gut gemacht, gewinnen Betriebe damit zusätzliche Arbeitskräfte und steigern die Produktivität, was letztlich unsere Wettbewerbsfähigkeit stärkt“, sagt Schwarzer.
Zusatzinformationen: Für die vorliegende Erhebung wurden 34 Millionen Online-Stellenanzeigen aus den Jahren 2019 bis 2024 ausgewertet.
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