Kurzanalyse
Energiewende bleibt auch in Krisenzeiten Jobmotor
06.03.2025
Trotz wirtschaftlicher Krisen bleibt die Energiewende ein starker Jobmotor. Seit 2019 hat sich die Zahl der Stellenangebote in diesem Bereich mehr als verdoppelt. Während andere Branchen mit Schwankungen kämpfen, zeigt sich der Arbeitsmarkt für erneuerbare Energien und Energieinfrastruktur besonders resilient. Selbst im konjunkturschwachen Jahr 2024 sank die Zahl der ausgeschriebenen Stellen hier nur halb so stark wie im Gesamtmarkt. Gleichzeitig herrscht in vielen zentralen Berufen der Energiewende ein erheblicher Fachkräftemangel, sodass Unternehmen zunehmend auf Quereinsteiger:innen setzen. Die Energiewende bietet also nicht nur Zukunftsperspektiven für die Umwelt, sondern auch für den Arbeitsmarkt.
Während viele Branchen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten weniger Stellen ausschreiben, zeigt sich die Energiewende als ein robuster und wachsender Arbeitsmarkt. Seit 2019 hat sich die Zahl der ausgeschriebenen Stellen in diesem Bereich mehr als verdoppelt – von 173.000 auf 404.000 im Jahr 2023. Selbst im Jahr 2024, in dem die Zahl der Stellenanzeigen am gesamten deutschen Arbeitsmarkt um 16 Prozent sank, ging die Zahl der offenen Stellen im Bereich der Energiewende lediglich um knapp 8 Prozent auf 372.500 zurück. Die Resilienz dieser Branche ist auch während der Corona-Pandemie zu beobachten. Während viele Wirtschaftssektoren im Jahr 2020 mit massiven Stellenrückgängen zu kämpfen hatten, wuchs in dieser Zeit die Anzahl der Stellenanzeigen für die Energiewende. Die Zahlen zeigen: Die Energiewende ist nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein wirtschaftliches Zukunftsprojekt. Sie schafft Arbeitsplätze in einem dynamischen Sektor, der selbst in Krisenzeiten wächst bzw. stabil bleibt.
Obwohl die absolute Zahl der Stellenanzeigen im Bereich der Energiewende im Jahr 2024 zurückgegangen ist, ist ihr Anteil am Gesamtstellenmarkt weiter gestiegen - von 1,8 Prozent im Jahr 2019 auf 3,8 Prozent im Jahr 2024. Mittlerweile entfällt damit etwa jede 26. Stellenausschreibung auf einen Job in der Energiewende. Dies zeigt, dass die aktuelle wirtschaftliche Lage den Sektor der Energiewende nur begrenzt beeinflusst, während andere Branchen deutlich stärkere Stellenrückgänge verzeichnen. Die Stellenangebote im Bereich der erneuerbaren Energien und der Energieinfrastruktur wiesen im Jahr 2019 einen ähnlich großen Anteil am Gesamtstellenmarkt auf. Bis 2024 wuchs der Anteil der Jobs in der Energieinfrastruktur jedoch fast auf das Doppelte im Vergleich zu den erneuerbaren Energien. Auch die Zahl der Stellenanzeigen, in denen beide Bereiche genannt werden, ist in den letzten Jahren spürbar gestiegen. Dies verdeutlicht, dass ein steigender Anteil dezentraler, volatiler, erneuerbarer Stromerzeugung eine mitwachsende Netzinfrastruktur erfordert. Erneuerbare Energien und Energieinfrastruktur müssen bzw. werden immer stärker zusammengedacht.
Wie in vielen anderen Branchen leidet auch die Energiewende unter einem Fachkräftemangel. Besonders betroffen sind Berufe mit technischer und handwerklicher Qualifikation. Fünf der zehn wichtigsten Berufe für den Bereich der erneuerbaren Energien zählen zu Engpassberufen – es gibt in diesen Berufen deutlich mehr offene Stellen als qualifizierte Bewerber:innen (in den Grafiken mit einem roten Ausrufezeichen markiert). Besonders gefragt sind Bauelektrik Fachkräfte (z. B. Elektroinstallateur:in), Fachkräfte für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Spezialist:innen für regenerative Energietechnik (z. B. Windenergietechniker:innen), Fachkräfte für elektrische Betriebstechnik (z. B. Elektroniker:innen) sowie Dachdecker:innen.
Noch gravierender ist die Situation in der Energieinfrastruktur: Hier sind sieben der zehn meistgesuchten Berufe von einem akuten Fachkräftemangel betroffen. Neben den bereits genannten Berufen fehlen insbesondere Fachkräfte für den Rohrleitungsbau sowie Ingenieur:innen und Techniker:innen für Elektrotechnik. Der Fachkräftemangel stellt eine zentrale Herausforderung für die Energiewende dar. Unternehmen setzen deshalb verstärkt auf die Möglichkeit des Quereinstiegs. Aber auch eine bessere Berufsorientierung, (Teil-) Qualifizierung für Ungelernte und Menschen mit Migrationshintergrund und ein erleichterter Branchenwechsel sind Handlungsoptionen, um den steigenden Bedarf zu decken.
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